„We have reached a saturation point at which the high pitched scream of consumer selling is no more than sheer noise. We think that there are other things more worth using our skill and experience on.”
Ken Garlands Manifest „First Things First” ist vor 53 Jahren geschrieben worden. Damals war der visuelle Lärm die Anzeigenwerbung der wirtschaftlich blühenden 60er Jahre, heute ist es die konstante Sinnesüberflutung auf allen Kanälen: online, offline, digital und analog. Eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre wird es sein, diese unerschöpflichen Datenkaskaden zu strukturieren und zu verstehen. Die Startupszene floriert. Es war nie einfacher, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Nebenbei sprießen alle zwei Wochen redundante Hotel- oder Flugbuchungsportale aus dem Boden. Banale Geschäftsideen und ein verklärender CEO schaffen es, Wagniskapital in Millionenhöhe zu generieren. Gesellschaftsrelevante Gestaltung muss jedoch nicht immer nur wohltätigen Zwecken dienen. Krankenhaussoftware, Steuern, öffentliche Verkehrsmittel, Autointerfaces, Bankautomaten, Orientierungssysteme — zu vieles ist aufwendig und inneffizient, weil Designer entweder garnicht oder zu spät im Entstehungsprozess zurate gezogen worden sind.
Unsere Branche befindet sich im Umbruch. Das Web ist nichts Neues mehr und Unternehmen können heute mit kleinen Budgets austauschbare aber letztendlich funktionierende Standardlösungen bekommen. Wie muss sich der Beruf des Designers folglich entwickeln, um nicht in einem übersättigten Markt obsolet zu werden? Ich möchte in Zukunft nicht nur produzieren; das Produkt soll auch bewegen. Designer werden zunehmend beraten und Prozesse ganzheitlich lenken. Dazu gehört auch, sich mit wirtschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. So definiert sich der Designer zunehmend zu einem Optimierer und zu einem interdisziplinären Vermittler.
Klassische Gestaltung wird immer wichtig sein und den Unterschied zwischen mittelmäßig und hervorragend ausmachen. Dennoch muss sich dieser Beruf der Evolution von wirtschaftlichen und menschlichen Bedürfnissen anpassen. Designer sind die Unternehmer von morgen — wenn sie sich trauen.